Freitag, 29. Dezember 2023

2023

In diesem Jahr steht das Gargasien in der Provence in Südfrankreich im Fokus. Diese beinhalten Kleinfossilien aus dem Apt (untere Kreide). Unterhalb der berühmten Ockerfelsen von Roussillon waren in den Tonen einige interessante Stücke. Rechts oben ist auch ein „Pflasterzahn“ erkennbar, vermutlich von einem Pycnodontier (Pflasterzahn-Fisch). Ein verkalkter Wurmgang und eine Bryozoe (Moostier)  fand sich ebenfalls in diesen Mergeln. Bei den Muscheln handelt es sich um Corbicula, Pleuromya und Ostrea fimbriuta. Die Ammoniten sind zwei Cheloniceren, ein Acone-ceras sowie ein kleiner Gargasiceras. Schnecken sind durch Turitella, Pseudoanchura, Torquesia und Gymnemtoma vertreten.

Der berühmteste Aufschluss stammt aus Carniol zwischen Lavendelfeldern bei Simiane-la-Rotonde. Die Mergel waren reich an verschiedenen Ammoniten – vor allem Cheloniceren, Aconeceren und Dufrenoyia, darüber hinaus Tonohamites, Toxocerates sowie ein Gargasiceras und ein Salfeldiella. Schnecken waren etwas weniger vertreten, darüber hinaus eine kleine Brachiopode und ein Grabfüßer unbekannter Art. Herausragend waren Wirbelreste und Zähne eines Urkrocodils Thalatosuchia der Familie Telesauridae, ein paar Knochenreste (vermutlich auch vom Ur-Krokodil) sowie eines kleinen Wirbels eines Knochenfisches.




Neben den Frankreich-Fossilien ist auch ein Fund bei Grimmen in Vorpommern erwähnenswert. Es handelt sich um einen Trilobitenschwanz - Pseudomegalaspis - vermutlich aus dem Platyurus-Kalk des Ordoviziums.





Samstag, 1. Oktober 2022

2022

 

Pterygota – ein Seeskorpion aus dem Silur von Gotland

Im Visby-Mergel am Strand von Kneippbyn unterhalb des Högklint-Massivs von Gotland an der Grenze zwischen unterem und mittlerem Silur kam ein fossiler Abdruck eines Seeskorpions (Pterygota, Eurypterida) zum Vorschein.





In älterer Literatur wird bei Visby eine „Pterygoten-Schicht“ von wenigen dm Mächtigkeit erwähnt (siehe G. Lindström, Stockholm 1888, Über die Schichtenfolge des Silur auf Insel Gotland, S. 159). Aus diesem Grund neige ich dazu, diesen Abdruck eines Eurypteriden (Seeskorpion) der Gattung Pterygota zuzuordnen. Zu erkennen ist der Rückenabdruck eines Oberkörpers (Thorax) mit 7 Tergiten-Segmenten. Die „Panzerung“ zeigt sich stark sulfidisch, was durch tierisches Eiweiß hervorgerufen sein könnte. Andererseits sollen Sulfide besonders im Grenzbereich zwischen oberen und unteren Visby-Mergel gehäuft auftreten. Unten ist ein Teil des Kopfes erkennbar, mit viel Phantasie kann man sich dort 2 Augen vorstellen. Rechts unten am Kopfende ist sehr deutlich ein „Schwimmast“ (Exopodit) zu erkennen. Unmittelbar darunter zeigt sich eine Chelicere bzw. ein "Schreitast" (Telepodit). Kleinere Bruchstücke (zum Teil Krallen-artig) sind zahlreich zu finden, jedoch meist schwer zu identifizieren. Die ursprüngliche Länge des Pterygoten wird auf ca. 12 cm geschätzt, was für frühsilurische Exemplare durchaus wahrscheinlich ist.

Neben Pterygota sind auf dem Gestein Bryozoen zu erkennen (insbesondere Fenestrella) sowie Brachiopoden-Schill (vermutlich Rhynchionellen). Zwischen einer länglichen Bryozoe und einer Brachiopode oben links ist ein kleiner Conodont versteckt. Auf der Rückseite des Gesteins hat sich eine Schnecke verewigt.

Im Muldemergel von Sandhamn auf Gotland (mittleres Silur) kam mir neben schönen Trilobiten-Köpfen und Schwänzen, Korallen und Brachiopoden ein sehr merkwürdiges Gebilde in die Hände.

 

Mangels Alternativen interpretiere ich dies als Schwanzstück einer Pterygota. Diese ist als flaches Paddel-Ruder mit mittigem Kiel beschrieben. Der mittige Kiel ist sichtbar. Zum Schwanzstück gehört ein Zwischenglied, welches gut zum Fundstück aus Gotland passt. Im Internet ist die Spezies Acutiramus beschrieben, die ab Spät-Silur bis in das untere Devon lebte. Es könnte sich demzufolge um eine Übergangs-Spezies handeln.

Mehr Informationen zur Gotland-Exkursion 2022 können dem Steinkernforum entnommen werden.


Montag, 27. Dezember 2021

2021

 Gerade nach Buch umgezogen, sprang mir ein ordovizischer Kullsbergkalk mit Trilobitenrest in's Auge. In der Nähe meiner Arbeitsstelle - ebenfalls in einer Kies-Hinterfüllung eines Gebäudes - war ein Muschelabrduck (offenbar Trigonia) in oberjurassischem Kalk. Die erste Reise - als es endlich möglich war - führte uns nach Wismar. Von Wismar aus ein Ausflug nach Rerik ergab nicht allzu viele Fossilienfunde - eine kambrische Borstenwurm-Spur und eine Muschel aus dem Danian/Paläozän. Etwas mehr bot die Insel Poel - ein Stück Seeigel aus der Kreide, Pflanzenreste aus dem Jura und Devon, einen Kieselschwamm (Kreide) und einen kleinen Trilobitenschwanz (Chasmops) aus dem Ordovizium.


Eine Arbeitsreise nach Hannover spielte mir einen Ceratiten (Muschelkalk) aus dem "Leine-Schotter" in die Hände. Im Sommer wollte ich endlich das Vorhaben einer Franken-Exkursion verwirklichen. Mit meiner Frau besuchte ich Nürnberg, Rothenburg ob der Tauber, Bamberg und Würzburg. Kurz vor Bamberg liegt Buttenheim - Geburtsort von Levi Strauss und berühmt für die Tongrube mit Fossilien aus dem Pliensbach und Toarc (Unterjura). Sehr heufig sind aus dem Pliensbach Amaltheus und Pleuroceras, seltener sind Muscheln und Schnecken. In den braunen Toarc-Kalksandsteinen versteckte sich ein Hildoceras zusammen mit interessant gezeichneten Muscheln (Goniomya literata). Hinter Bamberg in Richtung Bayreuth liegt die Grube Ludwag II - empfohlen von "Steinkern" - mit wunderschönen Riffen aus dem Kimmeridge - vielen Brachiopoden und auch einigen Ammoniten (besonders auch kleinere Varietäten wie Sutneria).



Ende Oktober verweilte ich in der Eifel, um zum Thema Regenwasserrückhaltebecken einige Erkundungen durchzuführen, nachdem im Sommer Land unter war. Ich nutzte den Aufenthalt gleichzeitig für eine Reise durch das gesamte Devon im Raum der Eifel. Im unteren Devon sind besonders Brachiopoden der Heisberg-Formation herausragend. Das mittlere Devon ist bekannt durch zahlreiche rugose und tabulate Korallen, Moostieren und Seelilien. Auf einem Feld vor Weinsheim war es ein Gefühl von Schlamm-Schnorcheln. Herausragend ein Fund aus der Junkerberg-Formation mit einem roten Trilobitenkopf (Phacops) und einen braunen Trilobitenschwanz (Longiproetus). Interessant auch eine Siphonalröhre eines Tintenfisches (hier nicht abgebildet). Das obere Devon (Adorf-Schichten) barg nur wenig Fossilinhalt auf meiner Exkursion, es war auch die Zeit der allmählichen Verlandung des Schelfmeeres.


 






 

Sonntag, 7. März 2021

2020

 Das Jahr 2020 war Corona-bedingt kein großes Reise-Jahr. Die Aktivitäten beschränkten sich auf einen Wochenendausflug nach Hiddensee und einen Tagesausflug in den Westharz nach Festeburg bei Clausthal-Zellerfeld. Die Ostsee hatte wieder ein paar schöne Fossilien aus dem Ordovizium und dem Silur freigespült. Ein Trilobiten-Schwanzschild - vermutlich der Gattung Illaenus - half mir, einen früheren Schneckenfund dem Ostseekalk des Ordoviziums zuzuordnen (siehe Foto1). Aus dem Silur besonders bemerkenswert war der Fund eines Cephalopoden - Ptenocerida alatum (Oncocerida) aus dem Leparditengestein, der zusammen mit einem früheren Trilobiten-Fund abgebildet ist (Foto2). Diese Art gilt als Artverwandter der Nautiliden.



Der Westharz bot mit Anetoceras ebenfalls eine sehr interessanten Cephaopoden des Devon; dieser markiert den Beginn der Ammoniten-Fauna, die das Mesozoicum beherrschten (Foto 3). Darüber hinaus waren erfreuliche Funde von devonichen Trilobitenresten - Phacops und Digonus - zu verzeichnen (Foto4+5).











Montag, 19. August 2019

2019

Die Familie nutzte die Schneehänge des Westharzes, während ich mich auf den Weg nach Clausthal-Zellerfeld machte. Die Bedingungen zum Fossilien-Sammeln waren grottig, wurden aber dennoch mit ein paar devonischen Meeresfossilien (Seelilie, Brachiopoden) sowie Karbon-Pflanzen nebst Posidonia-Muschel belohnt.
Eine Exkursion in das nördliche Harzvorland bereicherte die Kreide-Sammlung aus dem schönen Steinbruch von Hoppenstedt.
Im Wesentlichen war das Jahr jedoch durch Alpenexkursionen gekennzeichnet.
Nach dem Besuch der Texel-Gruppe am Meraner Höhenwanderweg durfte die Bletterbachschlucht in den Dolomiten nicht fehlen. Diese Schlucht markiert einzigartig den Wechsel des oberen Perms zur unteren Trias. Im Bachbett dominierten Schiefer und Mergel der Werfener Schichten (Untertrias) neben Sarl-Dolomit (bereits mittlere Trias) und Sandsteinen, Mergeln und Tonen des oberen Perms, welche durch Pflanzenreste und Spurenfossilien Weltbekanntheit erlangten. Auch mir lief eine Spur über den Weg, die mir erst später bewusst wurde - deutlich sind 5 Zehen. In Abgleich mit Lektüre von der Bletterbach-Schlucht kristallisierte sich die Spur unseres Ur-Vorfahrens heraus - die "Mutter" aller Säugetiere - Dicynodontia (zu den Therapsiden gehörig).


Zwischen Schlern und Rosengarten konnten weitere Fossilien aus dem mittleren bis oberen Trias geborgen werden - vor allem Schnecken, Muscheln und kleine Ammoniten. Am interessantesten war jedoch ein Fund, der nach langen Recherchen als Fußknochen-Rest von Askeptosaurus italicus interpretiert wird.








Im Sommer waren dann die französischen Alpen an der Reihe. Mit dem Ort La Clusaz als Ausgangspunkt konnte das Helvetikum der französischen Alpen ausführlich studiert werden. Die Kreide- und Tertiär-Fossilien sind nicht spektakulär, haben aber zur Allgemeinbildung beigetragen. Typisch sind Rudisten-Reste sowie Nummulithen-Kalke und wenige Fossilien in Flysch-Sedimenten (eher dürftig erhaltene Pflanzen- und Muschelreste). Die Jura-Schichten bestanden aus massiven Kalken (ehemalige Riffe) des Tithon sowie Tiefseesedimenten (Terre noire). Letztere enthielten pyritisierte Spuren, die an Seelinien erinnern sowie einen Seeigel (Nucleolites mit "gespiegelten" Stachelansätzen?).













2018

Das Jahr 2018 stand klar im Zeichen des Fisches.
Mit dem Besuch von Trier war ein Abstecher nach Bundenbach naheliegend. Auch wenn das Haldenmaterial gut "abgesammelt" ist, sind doch manchmal Überraschungen möglich. In nachfolgender Spur aus Kupferkies (oder Pyrit?) zeichnet sich der Abdruck von Lunaspis ab - einem Panzerfisch aus dem Unterdevon.

Der zweite bemerkenswerte Fischfund stammt aus dem Pienini-Gebirge in Südpolen - einem Karpaten-Vorgebirge südlich von Krakau.
Bei Dauerregen und Überflutungen des Dunajec sowie extrem angestiegenem Wasserpegel am Stausee von Zamek waren die Gelegenheiten zum Sammeln von Fossilien gering. Um so erfreulicher der Fund eines eozänen Haizahn-Abdruckes (Isurus praecursor) zusammen mit einem Haarschwanz-Fisch (Lepidopus), welcher vermutlich auf dem Speisezettel stand. Ein paar jurassische Ammoniten-Reste sowie ein schöner Kalkspat-Einzelkristall bereicherten den Ausflug.







Einige interessante Funde aus Berlin und Hiddensee konnten meine Sammlung ebenfalls bereichern. Erwähnenswert sei noch der Fund eines Samenfarns mit Pollenanlage aus Manebach (Perm).




Samstag, 12. August 2017

2017

In diesem Jahr stand Böhmen im Fokus meiner geologischen Streifzüge. Auf den Spuren von Joahim Barrende, der vor über 150 Jahren vom Brückenbau-Ingenieur zum Fossiliensammler mutierte, erlebte ich faszinierende Landschaften und tiefe Einblicke in die Erdgeschichte.
Zunächst nutzten wir als Familie Christi Himmelfahrt für ein verlängertes Wochenende in Prag. Der Besuch der Altstadt ließ sich gut mit einem Halt am Letna-Felsen kombinieren. Mit einem kleinen Trilobitenschwanz aus dem Ordovizium wurde ich belohnt. Nach zwei Tagen Altstadt und Hradschin ließ sich die Familie auf eine Wandertour im südlichen Teil von Prag ein. Die über 20 km lange Tour verlief über den Barrende-Felsen und die "schwarze Schlucht" von Mala Chuchle an der Grenze zwischn Silur und Devon zu den mitteldevonischen Felsformationen von Hlubocepy bis nach Zlichow. Abschließend besuchten wir das Barrende-Filmstudio. Wenngleich die Ausbeute der Wanderung überschaubar war, waren allein die Landschaften sehr eindrucksvoll.

Anfang August startete ich zusammen mit meinem Sohn eine Exkursion nach Mittelböhmen. Ausgangspunkt unserer Radtouren war die alte Königstadt Beroun. Bereits am Tag der Ankunft erkletterten wir den "Rücken" des Ordoviziums bis zum "Ded". Der Höhensprung von ca. 270 m war am Abend spürbar. Die Tour darauf begann in Krivoklat - wo sie auch in gleichnamiger Burg endete - und führte uns nach Skryje - bis hin zu einem kleinen Wasserfall. An den unscheinbarsten Stellen hatte ich Erfolg und konnte relativ viele Trilobiten aus dem Kambrium bergen. An verschiedenen Stellen waren Tafeln zu den geologischen Standortverhältnissen aufgebaut - ein Lob an die tschechischen Kollegen. Den Tag darauf widmeten wir uns dem Silur und Devon in der Umgebung von Karstejn. In Hostim konnte ich anhand von Pflanzenfossilen die Verlandung des "Böhmischen Beckens" nachvollziehen. In Mala Amerika stand roter Knollenschiefer des Mitteldevons an, die wenigstens eine kleine Brachiopode für mich übrig hatte. Karlstejn bot neben einem interessanten Wachsfigurenkabinett überwiegend Cephalopodenkalke und Graptolithenschiefer des Silurs sowie einen Tentakulithen und Crinoidenkalke des unteren Devons. Geduldig wartete mein Sohn, bis ich genügend Material aufgelesen habe. Alles in allem war dies eine gelungene Böhmen-Reise.

Bilder von oben nach unten: Kambrium - Ordovizium - Silur - Devon





Im Spätsommer war das Sammeln von Trilobiten und Orthoceren auf Hiddensee angesagt. Fossilien aus dem Kambrium bis Silur waren reichlich vertreten. Aus dem Jura gab es unter anderem Palmfarn-Blättchen sowie aus dem Paläozän die "Schwanzhülle" eines Dekapoden mit sehr eng anliegenden "Gliedern" (6 Stück). 



Im Dezember wurde ich auf einer Baustelle in Berlin-Jungfernheide von "Sternberger Kuchen" aus dem Tertiär sowie Pflanzenfossilien (Psilophyten und Ur-Farn) aus dem Devon überrascht.